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Blog: Wenn die Wissenschaft nicht schläft - Eine Doktorandenerfahrung am Elettra Sincrotrone

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Für mich ist Triest mehr als nur Kaffee und Küste – es markiert eines der spannendsten Kapitel meiner Promotionszeit. Im Oktober 2024 reiste ich gemeinsam mit Prof. Dr. Christian Dullin (Klinische und Interventionelle Radiologie, Universitätsmedizin Göttingen), einem Experten für phasenkontrastbasierte Bildgebung mit Synchrotronstrahlung, zum Elettra Sincrotrone Trieste – einer der führenden Synchrotronanlagen Europas.

Mit einem Auto voll experimenteller Ausrüstung und einem anthropomorphen Lungenphantom im Kofferraum machten wir uns von Heidelberg aus auf den langen Weg zur italienischen Küste.

Elettra entwickelt derzeit die weltweit erste Phasenkontrast-Strahllinie zur Computertomographie (CT) Bildgebung der Lunge bei Patient:innen. Unsere Experimente konzentrierten sich auf die Anwendung der Phasenkontrast-CT zur Bildgebung von Schweine- und menschlichem Lungengewebe im Phantom, das unter der Anleitung von Prof. Dr. Jürgen Biederer (Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Universitätsklinikum Heidelberg) entwickelt wurde. Unser Ziel war es, das diagnostische Potenzial dieser hochauflösenden Technik zu bewerten und mit konventioneller hochauflösender CT bei klinisch relevanten Strahlendosen zu vergleichen.

Vom Moment unserer Ankunft an zählte jede Minute der folgenden zwei Wochen. Strahlzeit ist heiß begehrt und streng limitiert – deshalb arbeiteten wir im Schichtbetrieb rund um die Uhr: Während wir an der SYRMEP-Strahllinie Lungen scannten, überwachten wir gleichzeitig im Labor die Formalindampffixierung. Tage und Nächte verschwammen schnell, und Schlaf wurde zum Luxus.

Wie so oft in der experimentellen Forschung lief nicht alles nach Plan. Mit Angelschnur, Gefrierbeuteln, Agarose, Sekundenkleber und einem elektrischen Rotationswerkzeug improvisierten wir, passten Geräte an und lösten unerwartete Herausforderungen. Letztlich waren es Teamgeist und Kreativität, die uns voranbrachten.

Unvergesslich wurde die Erfahrung auch durch die besondere Atmosphäre am Elettra selbst. Hier schläft die Wissenschaft wirklich nie. Jährlich arbeiten über 1.200 Forschende aus mehr als 50 Ländern an den Strahllinien, die von Teams aus Italien, Deutschland, Österreich, Indien und vielen weiteren Ländern betrieben werden. Wissenschaftler:innen arbeiten rund um die Uhr Seite an Seite – tagsüber trifft man sich in der Cafeteria auf einen Kaffee, nachts am Getränkeautomaten.

Am Ende unseres Aufenthalts hatten wir hochwertige Daten gesammelt, die die Grundlage für zwei kommende Manuskripte bilden werden. Und bevor wir aufbrachen, fanden wir zum Glück noch ein paar Momente, um das Beste von Triest zu genießen – Espresso, Meeresfrüchte und der Blick auf die Adria.

Ich bin dem SYRMEP-Team unter der Leitung von Dr. Giuliana Tromba für die großzügige Unterstützung sehr dankbar – ebenso dem DZL für die Förderung dieser inspirierenden Forschungserfahrung. Ich freue mich darauf, im Mai 2025 für die nächste Phase dieser spannenden Arbeit nach Triest zurückzukehren – und damit dem klinischen Einsatz der Phasenkontrast-CT ein Stück näher zu kommen.

Claudia V. Benke, Doktorandin
        Diagnostische und interventionelle Radiologie, Universitätsklinikum Heidelberg