
Prof. Dr. Rudolf Kaaks | |
Leiter, Abteilung Epidemiologie von Krebserkrankungen | |
German Cancer Research Center (DKFZ), Heidelberg | |
Ausbildung
1987 Universität Wageningen, Niederlande; M.Sc. Ernährungswissenschaften / Epidemiologie
1994 Universität Wageningen, Niederlande Ph.D. Epidemiologie
Beruflicher Werdegang & Forschung
Ich bin Krebsepidemiologe und habe einen Großteil meines Berufslebens damit verbracht, prospektive Kohortenstudien über metabolische, hormonelle, genetische, epigenetische und andere Risikofaktoren für Krebs zu erstellen und zu analysieren.
Von Januar 1987-Oktober 1988 arbeitete ich als Nachwuchsforscher (Epidemiologie) an der Universität Utrecht, im Rahmen einer prospektiven Mammografie-Screening Kohorte („DOM“-Projekt).
Zwischen 1988-2006 arbeitete ich bei der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC, Lyon; Frankreich), wo ich an der Planung und der internationalen Koordination der Studie „European Prospective Investigation into Cancer“ [EPIC] beteiligt war. Dabei handelt es sich um eine großangelegte, multizentrische prospektive Studie über die die Ursachen von Krebs, die mehr als 520.000 Studienteilnehmer aus 10 westeuropäischen Ländern umfasst.
Von 1996 bis 2006 leitete ich eine Forschungsgruppe am IARC für Studien des Hormonstoffwechsels und Krebsrisikos, und führte Studien hauptsächlich im Zusammenhang mit der EPIC Kohorte durch.
2006 zog ich nach Heidelberg, wo ich die Position des Leiters der Abteilung Krebsepidemiologie am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und die des ordentlichen Professors für Krebsepidemiologie an der Universität Heidelberg übernahm.
Zwischen 2007-2014 war ich einer der Mitinitiatoren und wissenschaftlichen Co-Direktoren der NAKO Gesundheitsstudie (früher „Nationale Kohorte“ genannt).
Im Jahr 2017 wurde ich Mitglied des Ko-Direktoriums der deutschen PROBASE Studie, einer randomisierten Studie zur Bewertung des risikostratifizierten Prostatakrebsscreenings (PI. Peter Albers, Universität Düsseldorf) und übernahm auch die Rolle des Studienleiters der Deutschen Lungenscreening-Interventionsstudie (LUSI), einer randomisierten Studie zur Untersuchung der Wirksamkeit des Niedrigdosis-Computertomografie-Screenings als Methode zur Senkung der Sterblichkeit bei Lungenkrebs. Seit 2020 bin ich Principal Investigator für eine lokale Studienkomponente (N=3000) der neu beginnenden "4-IN-the-Lung-Run"-Studie, einer europäischen randomisierten Studie (PI, Harry de Koning, Rotterdam) zur Untersuchung risikostratifizierter Ansätze für die Optimierung von Lungenkrebs-Screeningintervallen.
Im Zusammenhang sowohl mit prospektiven Bevölkerungskohorten (EPIC, NAKO) als auch mit Früherkennungsstudien konzentriert sich meine derzeitige Forschung hauptsächlich auf Modelle und Biomarker für die Krebsrisikovorhersage, die Krebsfrüherkennung und die Krebsvorsorge, mit besonderem Interesse an Lungen-, Eierstock- und Prostatakrebs.
Komitees
Sachverständigengruppe Lungenkrebsscreening, Bundesamt für Strahlenschutz (Seit November 2018)
- Risikomodellierung von Krebserkrankungen
- Biomarker für Krebsfrüherkennung und Risikostratifizierung
- Lungenkrebsscreening
Lungenkrebs
Der Publikationsbestand von Prof. Kaaks umfasst über 900 begutachtete Artikel und Buchkapitel, von denen etwa 210 mit ihm als Hauptautor (erster/letzter) erschienen sind. Jüngste Veröffentlichungen zum Thema Lungenkrebs umfassen:
- Kaaks R, Delorme S. "Lung Cancer Screening by Low-Dose Computed Tomography: Part 1 – Part 1: Expected Benefits, Possible Harms, and Criteria for Eligibility and Population Targeting. RöFo, in press (Oct 2020)
- Delorme S, Kaaks R. "Lung Cancer Screening by Low-Dose Computed Tomography: Part 2 – Key Elements for Programmatic Implementation of Lung Cancer Screening. RöFo, in press (Oct 2020)
- González-Maldonado S, Johnson T, Motsch E, Delorme S, Kaaks R. Can autoantibody tests enhance lung cancer screening? – An evaluation of EarlyCDT®-Lung in context of the German Lung Cancer Screening Intervention Trial (LUSI). Transl Lung Cancer Res, in press (Oct 2020)
- González Maldonado S, Motsch E, Trotter A, Kauczor HU, Heussel CP, Hermann S, Zeissig SR, Delorme S, Kaaks R. Overdiagnosis in lung cancer screening: Estimates from the German Lung Cancer Screening Intervention Trial. Int J Cancer. 2020 Sep 15. doi: 10.1002/ijc.33295. PMID: 32930386
- Hüsing A, Kaaks R. Risk prediction models versus simplified selection criteria to determine eligibility for lung cancer screening: an analysis of German federal-wide survey and incidence data. Eur J Epidemiol. 2020 Oct;35(10):899-912. doi: 10.1007/s10654-020-00657-w. PMID: 32594286
- Le Cornet C, Schildknecht K, Rossello Chornet A, Fortner RT, González Maldonado S, Katzke VA, Kühn T, Johnson T, Olek S, Kaaks R. Circulating Immune Cell Composition and Cancer Risk: A Prospective Study Using Epigenetic Cell Count Measures. Cancer Res. 2020 May 1;80(9):1885-1892. doi:10.1158/0008-5472.CAN-19-3178. PMID: 32075798
- Becker N, Motsch E, Trotter A, Heussel CP, Dienemann H, Schnabel PA, Kauczor HU, Maldonado SG, Miller AB, Kaaks R, Delorme S. Lung cancer mortality reduction by LDCT screening-Results from the randomized German LUSI trial. Int J Cancer. 2020 Mar 15;146(6):1503-1513. doi: 10.1002/ijc.32486. PMID: 31162856
- González Maldonado S, Delorme S, Hüsing A, Motsch E, Kauczor HU, Heussel CP, Kaaks R. Evaluation of Prediction Models for Identifying Malignancy in Pulmonary Nodules Detected via Low-Dose Computed Tomography. JAMA Netw Open. 2020 Feb 5;3(2):e1921221. doi:10.1001/jamanetworkopen.2019.21221. PMID: 32058555
- Grafetstätter M, Hüsing A, González Maldonado S, Sookthai D, Johnson T, Pletsch-Borba L, Katzke VA, Hoffmeister M, Bugert P, Kaaks R, Kühn T. Plasma Fibrinogen and sP-Selectin are Associated with the Risk of Lung Cancer in a Prospective Study.
- Li K, Hüsing A, Sookthai D, Bergmann M, Boeing H, Becker N, Kaaks R. Selecting High-Risk Individuals for Lung Cancer Screening: A Prospective Evaluation of Existing Risk Models and Eligibility Criteria in the German EPIC Cohort. Cancer Prev Res (Phila). 2015 Sep;8(9):777-85. doi: 10.1158/1940-6207.CAPR-14-0424. PMID: 26076698
Rudolf Kaaks | Division Head |
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Sandra González-Maldonado | Statistician |
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Lucas Corey Hynes | Statistician |
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Lungenforschung - Projekte
- European Prospective Investigation into Cancer (EPIC)
EPIC („European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition“) ist eine europäische Kohortenstudie die 1992 im Rahmen des Forschungsprogramms „Europa gegen Krebs" ins Leben gerufen wurde. Das Ziel von EPIC ist, die Zusammenhänge zwischen Lebensstil- und anderen Faktoren mit Krebs sowie anderen chronischen Erkrankungen aufzuklären. Das Projekt wird durch die Europäische Kommission und nationale Fördereinrichtungen finanziert sowie durch die International Agency for Research on Cancer (IARC), einem Krebsforschungsinstitut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Lyon, Frankreich, koordiniert. Bis zum Jahr 2000 wurden ca. 520.000 Männer und Frauen aus 23 Studienzentren in 10 europäischen Ländern in die Studie aufgenommen (siehe Bild). Die Studienteilnehmer wurden zwischen 1992 und 2000 rekrutiert. Sie machten in Fragebögen detaillierte Angaben über Ernährung und weitere individuelle Gewohnheiten (z.B. Rauchen, Alkoholkonsum, körperliche Aktivität) und ihren Gesundheitszustand. Weiterhin wurden Blutproben entnommen und anthropometrische Daten wie beispielsweise Körpergewicht, Körpergröße oder Taillenumfang erfasst. In Deutschland sind zwei Studienzentren an der EPIC-Studie beteiligt: Neben Heidelberg mit ca. 25.500 Teilnehmern befindet sich ein weiteres EPIC-Zentrum am Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIFE) in Potsdam mit ca. 27.500 Beteiligten. - LUSI: Lung Tumor Screening Intervention trial
Die LUSI-Studie („LUng tumor Screening Intervention trial“) ist eine seit Herbst 2007 am DKFZ laufende, groß angelegte Studie mit dem Ziel, Methoden für eine frühzeitige Diagnose von Lungenkrebs zu entwickeln und damit die Heilungschancen dieser Tumorerkrankung zu verbessern. Unter der Federführung der Abteilung „Epidemiologie von Krebserkrankungen“ des Deutschen Krebsforschungszentrum (von 2007-2017 Prof. Dr. Nikolaus Becker, derzeit Prof. Dr. Rudolf Kaaks), und in Zusammenarbeit mit dem Universitätsklinikum Heidelberg, wurden rund 290.000 Menschen aus der Rhein-Neckar-region zwischen 2007 und 2010 angeschriebenen und nach ihren Rauchgewohnheiten befragt. Aus dem Rücklauf wurden 4.052 Personen im Alter von 50 bis 69 Jahren als Teilnehmer für die LUSI-Studie gewonnen. Die Hälfte der Teilnehmer, zufällig ausgewählt, unterzog sich einer Niedrigdosis-Mehrschicht-Computertomographie (Low-dose-MSCT). Diese CT-Untersuchungen wurden im jährlichen Abstand über 5 Jahre durchgeführt. Die Durchführung und Auswertung der CT-Aufnahmen erfolgte dabei in der Abteilung Radiologie des DKFZ (Prof. Dr. Stefan Delorme). Die Kontrollgruppe bekam keine CT-Untersuchung. Beide Gruppen (CT-Arm und Kontrollarm) wurden seit Anfang der Studie (bis 2020) jährlich per Fragebogen konsultiert. - 4-IN-the-Lung Run, Lungenkrebs-Screening Studie
Groß angelegte randomisierte Studien wie die US-amerikanische Nationale Lungen-Screening-Studie (NLST) und die niederländisch-belgische Früherkennungsstudie (NELSON) sowie eine Reihe kleinerer Studien in Europa (darunter die deutsche LUSI-Studie) haben das Potenzial des Computertomografie (CT)-Screenings zur Verhinderung von Lungenkrebstodesfällen bei Langzeitrauchern dokumentiert. Die Einführung der CT-Vorsorgeuntersuchungen in Europa kommt jedoch noch immer nur langsam voran, und es bestehen nach wie vor große Fragen hinsichtlich der optimalsten Strategie bei der risikobasierten Lungenkrebs-Vorsorge im Hinblick auf die finanzielle Kosteneffizienz und den individuellen klinischen Nettonutzen. Fragen bestehen insbesondere im Hinblick auf die optimalen und kosteneffektivsten Strategien zur Erreichung einer hohen Teilnahme an der Früherkennung, zur Integration von Leistungen zur Raucherentwöhnung und zur Reduzierung der Komorbidität sowie zur Festlegung individuell optimierter (risikobasierter) Früherkennungsintervalle. Bei der 4-IN-THE-LUNG-RUN-Studie handelt es sich um eine europäische, randomisierte Studie mit 26.000 Personen, in der evaluiert werden soll, ob es sicher ist, risikobasierte, weniger intensive Screening-Intervalle nach einem negativen Basislinien-CT durchzuführen. Diese Studie wird die Evidenzbasis für die risikobasierte Lungenkrebs-Früherkennung bilden und der EU langfristig enorme Vorteile in Bezug auf Gesundheitsergebnisse, Kosteneinsparungen und Innovation bringen. Deutschland trägt zu der Studie durch Rekrutierungszentren in Heidelberg und Umgebung (N=3.000; lokale Studie PI Prof. Dr. Rudolf Kaaks, DKFZ) und Essen (N=2.000; lokale Studie PI Prof. Dr. Clemens Aigner, Ruhrlandklinik Essen) bei. - NAKO Gesundheitsstudie
Die NAKO Gesundheitsstudie ist Deutschlands größte Gesundheitsstudie. Insgesamt werden 200.000 Bürgerinnen und Bürger zwischen 20 und 69 Jahren medizinisch untersucht und nach ihren Lebensumständen befragt. Ziel des in dieser Dimension bisher einmaligen Großforschungsprojektes ist die verbesserte Prävention, Früherkennung und Therapie typischer Volkskrankheiten wie Krebs, Diabetes und Demenz. Das DKFZ nimmt mit 2 Studienzentren, in Mannheim und Saarbrücken, and den Untersuchungen der NAKO Studie teil. Das Studienzentrum in Mannheim verfügt über eines von insgesamt nur fünf bundesweit für die Studie eingerichteten MRT-Zentren, zur Durchführung von Ganzkörper-MRT bei 6.000 NaKo-Probandinnen und -Probanden (30,000 in der gesammten NAKO Studie).